3. Ausgabe

Carl-Neubronner-Pokal-Wettbewerb 2002
Der Wettbewerb um den Carl-Neubronner-Pokal wird nach 4jähriger Pause als besonderes Anliegen von Frau Neubronner, der Witwe von Carl Neubronner, wieder durchgeführt. Willi Wahl, Ehrenpräsident der Modellflug-Kommission des DAeC, leitete mit Michael Thoma, Modellflugreferent des DAeC, die Initiative ein und bat die RAMOG die Ausrichtung des diesjährigen Wettbewerbs zu übernehmen. Im Sinne der Wettbewerbs-Idee von Carl Neubronner, durch die Ausschreibung neue Ideen zu fördern, wurden in der Vergangenheit jeweils ein FAI-Sport-Wettbewerb mit einem Experimental-Wettbewerb kombiniert. Beim Sport-Wettbewerb hatten nach der historischen Entwicklung eines Flugmodells mit Raketenantrieb durch Carl Neubronner im Jahr 1912 Raketenmodellflugzeuge den Vorrang.
So kam es zur diesjährigen Auswahl der Klassen S1F und S8D. Diese beiden Klassen wurden gewählt, da Sie mit EC- bzw. BAM-zugelassenen Motoren geflogen werden können, auch wenn bei S1F eine Motoren-Bündelung erforderlich ist.
S1F
Die Klasse S1F steht für den experimentellen Anteil des Wettbewerbs. Bisher wurde noch nicht versucht, diese Klasse zu fliegen, da stets vermutet wurde, die Ergebnisse seien messtechnisch nicht zu bewältigen.
Nach den neuen Vorschriften des FAI Sporting Code zu den Mindestmaßen dieser Modelle (Mindestdurchmesser 80 mm ) stellten wir durch rechnerische Ermittlung und praktische Erprobung fest, dass die Höhenergebnisse dieser Modelle den bisher üblichen Erfahrungsbereich von Raketenmodellsportlern, d.h. bis ca. 500 m Höhe, nicht überschreiten. Dies gilt allerdings nur, soweit keine Stufenaufteilung erfolgt. Dazu ist in der Ausschreibung eine entsprechende Einschränkung enthalten. Der experimentelle Anteil dieses Wettbewerbs besteht darin, dass die Teilnehmer zum einem alle Möglichkeiten der Aerodynamik ausschöpfen müssen, um die im Vergleich zu anderen Klassen des Raketenmodellsports recht großen Modelle auf maximale Höhe zu bringen. Zum anderen kann die Motorenbündelung im Hinblick auf Gesamtimpuls und Brenndauer auf ein Leistungsoptimum variiert werden. Beide Aspekte bieten eine Reihe von experimentellen Methoden und können neue Lösungen hervorbringen.
Die weitere experimentelle Möglichkeit besteht darin, bei diesem Wettbewerb den Einsatz von barometrisch elektronischen Höhenmessern einzusetzen, die die Höhenmarkierung unhängig von pyrotechnischen Verzögerungen oder elektronischen Timern optimal am Gipfelpunkt freisetzen. Gleichzeitig kann mit diesen Geräten die maximal erreichte Höhe gespeichert werden. Standardgeräte dieser Art könnten in Zukunft die sehr personal-aufwendige optische Höhenvermesserung ersetzen.
S8D
Von Anfang an leben die Sportler der
Klasse S8E vor
dem Problem, dass bislang kein EC-zugelassener Motor für den Einsatz
in Deutschland zur Verfügung steht. Der Einsatz von Motoren aus dem
Ausland erfolgt über aufwendige Ausnahmegenehmigungen. Zusätzlich
besteht das Hindernis der sprengstoffrechtlichen Erlaubnispflicht mit
einer vorgeschalteten Fachkundeprüfung. Weiter besteht die Pflicht
einer Aufstiegserlaubnis nach § 16 Abs. 6 der Luftverkehrsordnung, da
die Antriebe mehr als 20 Gramm Treibstoff beinhalten. Obwohl von vielen Flächenfliegermodellsportlern
ein reges Interesse an dieser Klasse besteht, werden sie durch die
fehlende Beschaffungsmöglichkeit für Motoren, von der
erforderlichen Prüfung und der sprengstoffrechtlichen Erlaubnis von
dieser Sportart abgeschreckt. Die bisher sehr nachteiligen Beteiligungsmöglichkeiten
an dieser Sportart, auch außerhalb des Leistungssports, waren
andrerseits nicht geeignet, die Entwicklung und Produktion eines Motors zu
fördern, da keine Absatzzahlen zu erwarten waren. Unter Betrachtung
dieser Handicaps haben wir die Vorstellung, dass den Interessenten ein möglichst
problemfreier Zugang in die Klasse Raketengleiter aufgezeigt werden
sollte. Dies ist nur über die Klasse S8D möglich, die fast
identische technische Bedingungen wie S8E aufweist, wenn auch mit den zur
Verfügung stehenden Antrieben nicht deren Höhen und damit deren
Flugzeiten erreicht werden.
Dies ist für Einsteiger auch gar nicht erforderlich. Daher richtet
sich diese neue Klasse und dieser Wettbewerb hauptsächlich an
Einsteiger in Deutschland bzw. an Einsteiger im EG-Raum. Wer sich mit den
Reizen des Raketengleitfluges angefreundet hat, der wird auch später
eine Prüfung auf sich nehmen, um in die höhere Klasse S8E
aufsteigen zu können.
Grundsätzliches
Nachdem die Carl-Neubronner-Wettbewerbe vor 4 Jahren wegen rechtlicher Probleme mit der Beteiligung ausländischer Teilnehmer eingestellt werden mußten, wurde dieser Wettbewerb nunmehr unter Berücksichtigung der rechtlichen Vorgaben neu ausgeschrieben. Dabei kann es durchaus sein, daß nur eine geringe Teilnehmerzahl zu erwarten ist. Dies war auch beim ersten Wettbewerb um den Carl-Neubronner-Pokal im Jahr 1987 so. Damals zählten wir etwa 10 deutsche und 4 ausländische Teilnehmer (nur Schweiz). Auch der Wettbewerb im Jahr 1988 war nicht viel besser besucht. Den Durchbruch brachte der Wettbewerb im Jahr 1989 mit 40 Teilnehmern aus 8 Nationen. Die letzte bedeutende internationale Beteiligung bei dieser Serie war am 10. Wettbewerb im Jahr 1996, zugleich dem Jahr des 100. Geburtstages von Carl-Neubronner.
Carl Neubronner nahm zum letzten Mal persönlich an diesem Wettbewerb als Sponsor teil. Beim 11. Wettbewerb im Jahr 1997 (inzwischen 101 Jahre alt ) war er dann bereits schwer erkrankt und verstarb im Herbst des gleichen Jahres.
Die Raketenmodellsportler des DAeC haben die ehrenvolle Aufgabe, das Werk des bedeutendensten Raketenmodellpioniers Deutschlands in Erinnerung zu halten und fortzuführen.
H. Gründler
Inhalt | < Artikel > | © 2002 Ramog e.V.